Autor/in: Hauke und Anette Goos
Kategorie: Sachbuch
Erscheinungsjahr: 2024

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Der Klappentext:

Ein Messer, ein leerer Koffer, ein Paar Handschuhe aus Jute: Was Alltagsgegenstände heute noch über den Krieg erzählen – prominente und unbekannte Kriegskinder und -enkel berichten In vielen Familien ist der Zweite Weltkrieg bis heute präsent, manchmal in ganz alltäglichen Dingen: einem Kleiderbügel, den die Mutter auf der Flucht dabeihatte, einer Keksdose, die für eine verlorene Kindheit steht, oder einer Trillerpfeife, die dem Vater gehörte, der aus dem Krieg nicht zurückkam. Mit ihnen verbindet sich die Erinnerung an Zeiten voller Angst und Leid, für die die Menschen, die sie oft noch als Kind miterlebt haben, zuweilen keine Sprache finden. Annette und Hauke Goos stellen 36 solcher Erinnerungsstücke vor und bringen ihre Besitzer, darunter prominente Stimmen wie Björn Engholm, Marie-Luise Marjan, Paul Maar, Rita Süssmuth und Peter Stephan Jungk, zum Erzählen: Die so entstandenen Gesprächsprotokolle geben Zeugnis davon, welche seelischen Verwüstungen Krieg selbst in der Kinder- und Enkelgeneration hinterlässt. Und sie zeigen, wie die Gegenstände uns helfen können, unsere Eltern (besser) zu verstehen. Die beeindruckenden Geschichten und Menschen hinter den Gegenständen werden von dem Fotografen Dmitrij Leltschuk einfühlsam in Szene gesetzt.

Meine Meinung:

Dieses Buch lege ich allen ans Herz, die wie ich zu den sogenannten Babyboomern gehören. Wir Babyboomer sind Kinder von Kriegskindern, also von Vätern und Müttern, deren Kindheit oder Jugend vom Krieg überschattet war. Das Autorenpaar Goos hat 36 Männer und Frauen, die zu diesen Kriegskindern gehören, an Hand von Erinnerungsstücken von ihren Erlebnissen erzählen lassen. Sie berichten von dem Grauen der Bombennächte, der Flucht, von Hunger und Armut, dem Zusammenbruch ihrer Welt. Aber auch von ihren Wegen, mit ihren Traumata fertig zu werden, berichten sie. Zu den Interviewten gehören ganz „normale“ Menschen, aber auch prominente Kriegskinder wie die früheren Politiker Gerhart Baum, Björn Engholm und Rita Süßmuth, der Kinderbuchautor Paul Maar oder die Schauspielerinnen Marie-Luise Marjan und Hanna Schygulla. Es sind immer zutiefst berührende Schilderungen ihrer persönlichen Traumata, die sie für ihr Leben gezeichnet und die ihre Beziehungen zu ihren eigenen Kindern, also den Kriegsenkeln, geprägt haben. Ich gehöre zu dieser Generation der Kriegsenkel und habe in vielem meine eigenen Eltern wiedererkannt, die eben auch Kriegskinder mit ihren persönlichen Verwüstungen waren. Dieses sehr berührende aber auch optisch sehr schön gemachte Buch, das mit einem Interview mit der Therapeutin Ingrid Meyer-Legrand abgerundet wird, kann ich jedem Babyboomer (und auch unseren eigenen Kindern) nur empfehlen. Es hilft uns, unsere Eltern und auch uns selber ein wenig besser zu verstehen.
Brigitte Schrag