Autor/in: Erin Litteken
Kategorie: Roman
Erscheinungsjahr: 2022

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Der Klappentext:

Ein bewegender Roman über ein prägendes Kapitel der ukrainischen Geschichte1929. Behütet und geliebt wächst Katja in einem Dorf bei Kiew auf. Ihre Familie ist nicht reich, kann sich aber von ihrer eigenen Hände Arbeit ernähren. Bis Stalins Handlanger die Dorfbewohner zwingen, dem Kollektiv beizutreten. Wer sich weigert, wird mitgenommen und nie wieder gesehen. Anfangs gibt es für Katja dennoch auch glückliche Stunden. Sie ist in den Nachbarssohn verliebt und ihre Schwester in dessen Bruder. Doch schon bald muss Katja sich jeden Tag Mut zusprechen, um weiterzumachen angesichts des Schreckens um sie herum. Jahrzehnte später entdeckt Cassie im Haus ihrer Großmutter in Illinois ein Tagebuch. Nie hat diese über ihre ukrainische Herkunft gesprochen. Seit einiger Zeit aber verhält sie sich merkwürdig. Sie versteckt Lebensmittel und murmelt immer wieder einen Namen, den keiner aus ihrer Familie je gehört hat: Alina …“Ich hätte nie gedacht, dass die Veröffentlichung meines Romans über die Unterdrückung des ukrainischen Volkes in der Vergangenheit mit einer aktuellen Tragödie zusammenfallen würde“ Erin Litteken. Unter der Herrschaft Stalins verhungerten in den 1930er-Jahren in der Ukraine Millionen Menschen, obwohl die Getreidespeicher voll waren. Erin Litteken rückt diesen weitgehend vergessenen Aspekt der ukrainischen Geschichte in unser Bewusstsein, einfühlsam und sehr bewegend.

Meine Meinung:

Sie brauchen starke Nerven, um das auszuhalten, was die Menschen in der Ukraine in 1932 auf Stalins Geheiß erdulden mussten. Schlossen sich die bisher unabhängigen Bauern nicht der Kolchose an, galten sie bald als Verräter. Sie mussten ihren ganzen Besitz abgeben, die Steuern und Abgaben, die anscheinend willkürlich festgesetzt wurden, stiegen ins Unermessliche. Selbst der für die Frühjahrssaat zurückgehaltene Weizen wurde nicht verschont. Gaben die Bauern nicht alles ab, wurden sie mit dem Tod bedroht. Holodomor (Tod durch Verhungern), das war es, was Stalin wollte. Gleichzeitig wurden die Grenzen geschlossen, so dass keiner ausreisen konnte. In diesen Zeiten zu leben, oder besser gesagt, dahin zu siechen, hinterlässt Spuren. Die Menschen, die das überlebt haben, waren für ihr Leben gezeichnet. Cassie, die Enkelin der ukrainischen Katja, hat sich immer gewünscht, dass ihre Großmutter aus ihrem Leben erzählt. Aber weder ihrer Tochter Anna, noch ihrer Enkelin Cassie vertraut Katja sich an. Sie bittet ihre Enkelin aber, ihr Tagebuch zu lesen (bzw es mit Hilfe eines Nachbarn, der die ukrainische Schrift lesen kann, zu übersetzen) und zu veröffentlichen. Denn das hat sie ihrem Ehemann Pawlo versprochen. Pawlo, der in den Widerstand ging und nicht überlebte. Dieses Buch hat wesentlich mehr Facetten, als ich hier schildern kann. Bitte lesen Sie es. Noch eine wichtige Anmerkung zum Holodomor. Haben Sie jemals im Unterricht in der Schule davon gehört oder gelesen? Wahrscheinlich nicht. Er wurde einfach totgeschwiegen. Wenn Sie mehr dazu wissen möchten, finden Sie im Anhang des Buches eine Menge weiterführender Literatur. Auf den Punkt gebracht bedeutet es: Die Einnahmen (aus der Ukraine) wurden zur Industrialisierung der sowjetischen Wirtschaft und zu Rüstungszwecken genutzt. Nach der Historikerin Anne Applebaum entschied Stalin im Herbst 1932, die Hungerkrise gezielt gegen die Ukraine zu nutzen. Die Grenzen wurden geschlossen, so dass Hungerflüchtlinge nicht ausreisen konnten.
Ulrike Sowa